Die Geheimsprache der Reiseveranstalter

Wie Reiseveranstalter ihre Hotelanlagen schön reden

Jetzt wo es wieder kälter wird, sehnen sich die Menschen nach Sonnenstrahlen auf der Haut, dem Meer und einem eiskalten Cocktail am Pool. Der Oktober und November bieten sich an, um in der Ferne noch einmal etwas Sonne und warme Temperaturen zu genießen. Also ran an den Reisekatalog und ein schönes Fleckchen gesucht. Ärgerlich wird es, wenn Reiseanbieter die Mängel der Hotelanlage hinter blumigen Beschreibungen verstecken.

 

Die Geheimsprache der Reiseveranstalter muss gelernt sein. Wir schaffen etwas Klarheit und bringen euch einige Geheimcodes der Katalogsprache näher. So bleibt vor Ort manch enttäuschende Wirklichkeit erspart.

 

Vorab sei gesagt, dass die dazugehörigen „Übersetzungen“ der Phrasen sein können, aber nicht sein müssen!

 

Gut zu wissen!

 

Der Direktflug assoziiert einen Nonstopflug, das muss jedoch nicht sein. Ab und zu kann es vorkommen, dass eine Zwischenlandung geplant ist. Ihr müsst nicht umsteigen, aber eventuell steigen andere Urlauber dazu. Das kann zu einer längeren Flugzeit führen und ist selbstverständlich ärgerlich.

 

Verlockend klingt „kurzer Transfer vom Hotel zum Flughafen“. Das spart Zeit denkt man sich, aber es ist auch Vorsicht geboten. Der Flughafen kann in der Nähe liegen, was Lärmbelästigung durch Flugzeuge zur Folge haben kann.

 

Die Lage des Hotels ist definitiv ein Ausschlusskriterium. „Direkt am Meer“ klingt durchaus anziehend. Mit „direkt am Meer“ kann aber auch eine Steilküste gemeint sein, sodass ihr keinen Strand und keinen Zugang zum Meer habt.

 

Besser ihr orientiert euch an der Beschreibung „direkt am Strand“. Aber auch hier empfiehlt es sich, den Standort unter die Lupe zu nehmen. Denn „direkt am Strand“ ist auch eine Auslegungssache und der Strand ist eventuell mit einem Shuttle schnell zu erreichen, der Fußweg dagegen kann dafür schon einmal 15 Minuten dauern. 

 

Auch der „naturbelassene Strand“ erweckt zunächst einen positiven Eindruck. Dieser kann sich auch bestätigen, aber es ist auch möglich, dass der Strand nicht regelmäßig gesäubert wird und somit dementsprechend verschmutzt ist.

 

Wenn wir schon beim Thema Meer sind, lasst euch nicht reinlegen von der Beschreibung „Meerseite“ und „Meerblick“. Es besteht die Gefahr, dass der tolle Meerblick von anderen Hotels versperrt wird. Aber auch der Blick um die Ecke des Balkons auf das Meer geht leider als „Meerblick“ durch.

 

Die „zentrale Lage“ klingt zunächst ganz ansprechend. Das ist sie auch, wenn ihr Trubel wollt, denn die Umgebung zentral gelegener Hotels ist meist auch laut und lebhaft. Wachsam sein dürft ihr auch bei der Beschreibung „verkehrsgünstige Lage“. Eventuell liegt das Hotel an einer vielbefahrenen Hauptstraße.

 

Das genaue Gegenteil ist die „idyllische, ruhige Randlage“. Das heißt die Unterkunft liegt fernab der touristischen Infrastruktur. Meist werden hiermit einhergehend auch Mietwagen empfohlen.

 

Das „neu eröffnete Hotel“ oder der „aufstrebender Ferienort“ klingt verlockend. Gemeint sein kann jedoch auch, dass ihr vor allem noch viele Baustellen vorfinden könntet.

 

Das „landestypisch eingerichtete Hotel“ oder ein „Hotel, das sich noch Ursprünglichkeit bewahrt“ kann auch renovierungsbedürftig oder wenige komfortabel sein.

 

Das „kontinentale Frühstück“ beinhaltet streng gesehen eigentlich nur Brot, Marmelade, Butter und Tee. Lest ihr „verstärktes Frühstück“, dann gibt es eventuell auch noch Wurst oder Käse und ein Ei.

 

Auch das „Frühstücksbuffet“ ist eine Auslegungssache. Der Gast muss sich lediglich Brötchen der selben Sorte, eine Sorte Marmelade, Butter und Kaffee selbst holen können. Das Buffet muss also nicht vielfältig oder reichhaltig sein.

 

Das Personal, welches um „das Wohlergehen bemüht“ ist, ist eventuell ein nicht ausgebildetes Personal. Auch aufdringlicher Service ist nicht für jeden das Ideale. Aber auch ein „unaufdringlicher Service“ ist nicht unbedingt optimal. Das dreimalige rufen nach einem Kellner, bis er sich zu euch bemüht, ist unaufdringlich, aber vielleicht auch nicht wünschenswert.

 

Jedem das Seine

 

Natürlich muss nicht jede Beschreibung negativ gesehen werden. Wer es ruhig möchte, der freut sich über die idyllische Lage, wer gerne Remmidemmi möchte, ist mit einem zentral gelegenen Hotel gut bedient.

 

Man kann nicht alles schwarz oder weiß sehen. Wenn ihr also beim nächsten mal im Reisekatalog blättert, macht euch davor Gedanken, was ihr wollt und geht bei den Phrasen vielleicht auch mal eher vom „halbleeren Glas“ als vom „halbvollen Glas“ aus. Erkundigt euch auf Google Maps oder seht euch Bilder bei Bewertungsportalen an.

 

Hat man euch schon mal das Gelbe vom Ei versprochen und vor Ort war es dann eine reine Enttäuschung? Gerne könnt ihr eure Erfahrungen austauschen.

 

Ansonsten wünschen wir euch einen erholsamen nächsten Urlaub!

 


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